Pille danach

– das solltet Ihr als Teenager wissen

Kondom gerissen, Diaphragma verrutscht, Pille vergessen, während der Pillen-Einnahme eine Durchfallerkrankung oder gleich ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt? Aaaahhhh …  in der ersten Panik tauchen sofort zwei Wörter vor dem inneren Auge auf: Pille danach.

Um nicht gleich in Panik zu verfallen, solltet Ihr Euch eine Tasse Tee machen und Euch am Bildschirm in Ruhe unsere Infos zur Pille danach durchlesen – optimalerweise bevor der Ernstfall eintritt!

Zurück in den Biologieunterricht

Wie Ihr vielleicht noch wisst, liegt der Eisprung ungefähr 14 Tage vor Beginn der nächsten Regelblutung . Natürlich ist jeder Mensch anders, weshalb der Menstruationszyklus – also die Zeit von Regelblutung zu Regelblutung – zwischen 23 und 35 Tage lang sein kann. Bei einem regelmäßigen Zyklus lässt sich da vielleicht noch schnell nachrechnen, wann der Eisprung ungefähr stattfindet. Bei Zyklusunregelmäßigkeiten, die auch bei Stress, Flugreisen oder Antibiotikaeinnahme auftreten können, wird es dann schwierig….. Der Zyklus ist so individuell wie der Mensch selbst.

Hat Frau nun einen Eisprung, ist die Eizelle nur ca. 24 Stunden befruchtungsfähig. In dieser Zeit geht sie auf Wanderschaft Richtung Gebärmutter. Eizellen kurz nach dem Eisprung zeichnen sich durch besondere Freundlichkeit aus – sie nehmen gerne jeden Anhalter mit, im Eileiter herrscht Willkommenskultur. Welche Anhalter? Na, die Spermien. Die werfen sich die Tage richtig ins Zeug, sind auch noch länger fit als so eine Eizelle und überleben zwischen 3 und 5 Tagen.

Was uns zu folgender Frage kommen lässt:

Was bedeutet das nun für die Möglichkeit einer Befruchtung?

Genau! Die größte Wahrscheinlichkeit, dass Eizelle und Spermien überhaupt aufeinander treffen, liegt in den 2 Tagen vor dem Eisprung und natürlich genau an diesem Tag selbst. Und vielleicht noch einen Tag danach.

Das heißt konkret: Gefährlich wird es so ca. 3 bis maximal 5 Tage vor dem Eisprung bis ca. 1 Tag nach dem Eisprung. Wenn Frau denn wirklich den exakten Tag definieren könnte, hätten wir ein Zeitfenster von 4-7 Tagen, an denen wir besonders bereit zu einer Empfängnis wären. Gut berechnen lässt sich dies aber nur bei einem sehr regelmäßigen Zyklus ohne große Störeinflüsse wie z.B. Feiern gehen, Reisen usw. Bei allen anderen ist es dann doch eher russisches Roulette.

Pille danach – wann sinnvoll, wann unnötig

Nun ist es aber doch passiert. Wir gehen einmal davon aus, dass Ihr Euch normalerweise um Verhütung kümmert. Bei einem „Verhütungsunfall“ müsst Ihr aber nicht gleich in Panik verfallen. Oft melden sich total verschreckte Patientinnen mit einem gleichmäßigen Zyklus (vor allem durch die Einnahme der Pille) ein bis zwei Tage vor Beginn der Regelblutung und bitten um die Pille danach. In diesem Falle ist sie höchstwahrscheinlich nicht notwendig. Richtig einschätzen können wir Gynäkologen das, wenn wir Euch schon länger kennen. Ihr also Patientinnen seid, und wir schon einen kleinen Überblick über Euren Zyklus haben.

Passiert das Missgeschick aber in der restlichen Zeit des Zyklus, wäre die Einnahme doch zu überdenken, will man einer Schwangerschaft entgegenwirken.
Und ohne Euch Angst machen zu wollen, auch sexuell übertragbare Erkrankungen sind bei einem „Kondomunfall“ ein Thema. Es muss nicht immer gleich eine HIV-Infektion sein, aber z.B.  Chlamydien und andere sexuell übertragbare Bakterien kommen in der Praxis häufig vor. Und die können unbehandelt ein paar Jahre später Probleme machen, wenn der Traumprinz gefunden ist und der Wunsch nach einem Baby gewachsen. Deshalb plädieren wir immer für eine Untersuchung mit kurzem Ultraschall zum Schwangerschaftsausschluss sowie einer gynäkologischen Untersuchung im Zyklus nach der Notfallpilleneinnahme. Denn die Pille danach verhindert nur 9 von 10 Schwangerschaften, die 10. nicht! Ihr könnt Euch auch nach Einnahme der Pille danach nicht 100% sicher sein, dass keine Schwangerschaft entsteht. Ein Anruf in Eurer Frauenarztpraxis zur Beratung und Kontrolle sollte da Eure erste Wahl sein.

Der Anruf in der eigenen Frauenarztpraxis ist die beste Wahl

Warum? Auch hier wieder: Weil wir Euch kennen. Weil wir Euch beraten können. Und weil wir Euch gleich untersuchen können, wenn es notwendig ist. Und wenn die Pille danach tatsächlich notwendig ist, wissen wir Frauenärzte, welches Präparat für jede einzelne von Euch gerade jetzt am besten ist.

Denn haltet Euch immer vor Augen: die Pille danach ist kein Smartie. Sie ist ein Medikament, welches auch Nebenwirkungen hervorrufen kann. Und die hätten wir als Ärzte gerne unter Beobachtung. Wir wollen nämlich, dass es Euch gut geht – schließlich habt Ihr schon genug durchzumachen mit dem Schrecken, der Euch in die Glieder gefahren ist.

Wann soll die Pille danach eingenommen werden

Die Pille danach sollte zwischen 1 und 3 Tage nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Je früher, desto besser. Aber auch hier gilt: Wenn das Missgeschick von Samstag auf Sonntag passiert ist, dann reicht es, wenn Ihr Euch am Montag Morgen in Eurer Praxis meldet.

Es ist sogar möglich, die Pille danach während der Stillzeit einzunehmen.

Dieses Medikament kann – wie schon erwähnt – durchaus Nebenwirkungen hervorrufen. Das können Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Brustspannen, leichte Bauchschmerzen, Schwindelgefühle und leichte Schmierblutungen sein. Bei Erkrankungen der Leber ist besonders aufzupassen.

Die Pille danach ist ein Gelbkörperhormonpräparat und greift somit in den körpereigenen Hormonhaushalt ein. Daraus können sich durchaus leichtere Zyklusverschiebungen und Menstruationsstörungen ergeben. Aber auch die sogenannte Follikelreifung (die Zeit, in der die Eizellen in den Eierstöcken heranreifen, um dann beherzt mit einem Eisprung auf Gebärmutterwanderschaft zu gehen) kann sich verschieben. Es besteht nach der Einnahme der Pille danach kein Verhütungsschutz für den restlichen Zyklus, der Eisprung kann verzögert erfolgen!

Die Pille danach ist in Deutschland bis zum vollendeten 20. Lebensjahr (also bis zu eurem 20. Geburtstag!) für gesetzlich versicherte Patientinnen kostenfrei. Auch der bei uns vorher durchgeführte Schwangerschaftstest (um eine bestehende Schwangerschaft, z.B. aus dem letzten Zyklus, auszuschließen), ist bis zu diesem Zeitpunkt Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.

Ihr könnt die Notfallpille auch direkt in der Apotheke erhalten. Die Apotheker sind ebenfalls verpflichtet, Euch zu beraten.

Und an dieser Stelle sei auf zwei Dinge hingewiesen:
Der Apotheker kennt Euch nicht. Er kann nur allgemeine Fragen stellen. Also gebt ihm ehrlich so viel Input, wie Ihr nur geben könnt. Weist Ihn auch auf eventuelle Besonderheiten und Erkrankungen von Euch hin.

Bei der Beratung solltet Ihr darauf achten, dass diese nicht im Verkaufsraum stattfindet. Die Situation ist ja sowieso für Euch wahrscheinlich unangenehm. Umso mehr, wenn die Nachbarn an der Theke dann auch noch große Ohren bekommen.

Wichtig zu wissen

Die Pille danach ist für den Notfall gedacht und ersetzt keine vernünftige Verhütung! In Falle einer Unsicherheit zum Thema Verhütung bieten wir Euch in unserer Teenagersprechstunde Beratung zu den unterschiedlichen Verhütungsmethoden .

Und merkt Euch:

Die beste Verhütung findet die VOR der schönsten Sache der Welt statt, das entspannt auch ganz ungemein!