Hormonersatztherapie

oder eleganter japanischer Fächer? Kontroverse Diskussionen wie Frau in den Wechseljahren mit ihren Hitzewallungen umzugehen hat, ob eine Hormonersatztherapie notwendig ist, gab es und gibt es immer noch. Meist waren es Männer, die der Meinung waren, Frauen müssten da durch. Wahrscheinlich die gleichen, die bei einer Männergrippe die 112 anrufen.

Großangelegte, aber schlecht konzipierte Studien in den USA Anfang dieses Jahrtausends sprachen davon, dass eine Hormonersatztherapie hohe gesundheitliche Risiken berge. Im Mai 2016 haben sich nun 2 maßgebliche Autoren der damaligen WHI-Studie offiziell für die Fehlinterpretation ihrer damaligen Studienergebnisse entschuldigt und im renommierten „New England Journal of Medicine“ bestätigt, dass bei einer rechtzeitigen und vernünftig dosierten Hormonersatztherapie der Nutzen das Risiko bei weitem übersteigt.

Was ist eine Hormonersatztherapie?

Früher war das tatsächlich eine relativ pauschal und eher hoch dosierte Kombination aus Östrogen und Gelbkörperhormon, die in der Regel als Tablette eingenommen wurde. Da kam es schon mal vor, dass Frau sich fragte, ob es denn nie aufhöre mit dem Hormone schlucken. Zuerst, um selbst bestimmen zu dürfen, wann und ob neue Erdenbürger das Licht der Welt erblicken. Und dann, wenn die Natur davon Abstand nimmt, die Eierstöcke zu Höchstleistungen bei der Hormonproduktion anzuspornen, um gesittet und ohne Schweißausbrüche durch den Tag zu kommen. Oder sich und seiner Umwelt depressive Verstimmungszustände, psychovegetative Störungen wie Niedergeschlagenheit, innere Anspannung, Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit, Angst und/oder nervöse Unruhe zu ersparen. Ganz zu Schweigen von trockener Vagina und  erhöhtem Osteoporoserisiko.

Im Vergleich zu all diesen Begleiterscheinungen erscheint eine Hormonkeule doch recht kurz und schmerzlos.

Zum Glück hat sich die Wissenschaft weiter entwickelt. Und die Haltung zur Menopause auch. Frauen sind aufgeklärter, gehen offen mit dem Thema um, und suchen sich gemeinsam mit ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin, die selbst vielleicht sogar viel besser weiß, was es heißt, ab Beginn der Wechseljahre voll leistungsfähig zu bleiben, eine individuelle und zeitgemäße Therapie.

Wie sieht eine Hormonersatztherapie heute aus?

Eben nicht der japanische Fächer. Wobei der bei innerer Anspannung und Reizbarkeit der Frau durchaus eine Alternative wäre, um Dampf abzulassen. Denken Sie jetzt auch an die Szenen aus bekannten alten Filmen, in denen die Herren der Schöpfung ihre Schläge abbekamen? In solch einem Falle wird selbiger wohl nicht Fan von dezenten Therapiemöglichkeiten bleiben.

So können zum Beispiel Isoflavonoide aus Sojaprodukten helfen. Oder  Phytoöstrogene, wie sie in Salbei, Mönchspfeffer oder der Traubensilberkerze (Cimicifuga) vorkommen. Phytoöstrogene sind sekundäre Pflanzenstoffe, die nur eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem chemischen Östrogen besitzen.

Auch kann eine Ernährungsumstellung und die Reduktion des BMI schon Linderung verschaffen. Viele schwören auch auf Hormonyoga.

Wenn das alles nichts nützt, greift Frau heutzutage vorzugsweise zu einer transdermalen (über die Haut) oder transvaginalen Hormonersatztherapie mit bioidentischem Östrogen und natürlichem Progesteron in möglichst niedriger Dosierung. Bester Zeitpunkt zum Beginn ist möglichst früh in den Wechseljahren. Dies hilft schnell und zuverlässig gegen die typischen Beschwerden und bringt uns unsere alte Leistungsfähigkeit zurück. Es braucht nicht jede Frau eine Hormonersatztherapie, aber diejenigen, die sie brauchen, sollen dies ohne schlechtes Gewissen in Anspruch nehmen können. Damit wir wieder ein Leben führen können, das Spaß macht und der Fächer einfach nur ein elegantes Accessoire bleibt.